Als Niklas Luhmann an der Universität Bielefeld lehrte, hat er mit seiner Systemtheorie scheinbar einen so großen Eindruck hinterlassen, dass hier selbst die Mensa zum System avancierte. In der Mensa Bielefeld ist alles fast schon provozierend funktionell und effizient.
Eine dunkle Schleuse ersetzt das Mensafoyer, rechts und links zwei Fließbänder, die im Sekundentakt die fertig angerichteten Essenstabletts zutage fördern. Das spart Zeit, Personal und Geschirr. Aber ein solch perfekt funktionierendes System hat seinen Preis: Auf den Setzkasten-Tabletts hat jede Kartoffel ihren Platz, jeder Soßenklecks ein vorgeschriebenes Volumen. Selbst Desserts und Beilagen sind nicht vom Mensagast selbst zu bestimmen. Eine Gradwanderung zwischen Gleichberechtigung und Gleichschaltung.
Und auch das Personal ist nicht frei in der Ausübung ihrer Profession: Spontane Interaktion mit den Gästen ist schier unmöglich. Ihre einzige Aufgabe ist es, eine Ampel, ein gleichermaßen eloquenter wie unpersönlicher translingualer Code, zu beobachten. Grün, Transaktion erfolgreich abgeschlossen, der Gast darf in die Speisehalle. Rot, ein Fremdkörper, meist Entitäten von außerhalb wie wir, befinden sich im System. In die Systemmensa kann sich nämlich nur eingliedern, wer eine Mensakarte besitzt. Da gibt es keine Ausnahmen, für jeden heißt es: Karte leihen und aufladen.
Das beschreibt nicht nur eine Formalität verwaltungstechnischer Art, sondern Züge von radikaler Massenabfertigung und Mensadiktaktur. Das ist Freunden der gepflegten Mensakultur wie uns eigentlich zuwider. Allerdings sehen wir auch die versteckte Ideologiekritik hinter dem Konzept, Studenten mit einer möglichst kurzen und unangenehmen, wenig ablenkungsreichen Essensaufnahme auf ihre eigentliche Funktion zurückbesinnen zu wollen: Das Studium.
Mensation: zufriedene Mensagäste, die die Qual der Wahl nicht kennen
Das Haar in der Suppe: verzuckertes Salatdressing
Sursalzprise: Rolltore nach Dienstschluss
Wunderbar. Es ist immer wieder eine Freude was von euch zu lesen.
Grüße
Hallo S,
Danke für die Blumen! Es macht auch viel Freude zu schreiben, wie man hoffentlich merkt.
Grüße,
die Mensafreunde
Endlich mal genug Fotos! Das ist mir als passioniertem BILD-Leser natuerlich sehr willkommen – eure Texte verstehe ich eh nicht;-).
LG,
Elfriede
Nur für Dich, liebe Else/Elfriede,
besteht der nächste Eintrag nur aus Bildern.
Gruß,
die Mensafreunde